Wangen / cam | Quellverweis: Schwäbische Zeitung v. 8. September 2015
Kranken Kindern in der Ukraine zu helfen, das hat sich der junge Wangener Hilfsverein „H.O.P.E. – we help children“ zur Aufgabe gemacht. Entstanden ist die Idee dazu bei einem Champions-League-Auswärtsspiel des FC Bayern München. Der kickte im Februar 2015 in Lviv (Lemberg) in der Ukraine gegen Schachtar Donezk.
Der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Ponto, hatte dort ein Krankenhaus besucht. Was er sah, schockierte ihn: „Schwerstverbrannte und entstellte Kinder zwischen drei und 13 Jahren liegen dort in feuchten und schimmligen Zimmern.“ Er nutzte diese Gelegenheit, um die Verantwortlichen des FC Bayern München dafür zu gewinnen, eine Spende zu machen und das Krankenhaus zu besuchen. Doch er merkte schnell, dass eine einmalige Spende nicht reichen würde. Ponto: „Medikamente und Verbandsmaterial müssen die Familien zum größten Teil selbst bezahlen. Damals wurde mir klar, dass es nicht reicht, einfach mal etwas zu spenden, sondern dass es notwendig ist, diesen Menschen auf Dauer zu helfen.“
Hiesige Firmen, Dienste und Kliniken unterstützen den Verein
Diese Idee fand großen Zuspruch: „Wir rannten bei vielen Menschen und Institutionen offene Türen ein.“ Noch vor der offiziellen Gründung des Vereins am 21. Juni konnte die erste Hilfslieferung mit medizinischem Material wie Verbänden, Pflaster, chirurgischem Besteck, Kanülen, Nierenschalen, Windeln und mehr für das Traumahospital Nr. 8 in Lviv auf den Weg gebracht werden. Mit Knowhow und Material unterstützt wird der Verein von der Waldburg-Zeil-Akutklinik in Wangen. Weitere Firmen, Kliniken, medizinische Dienste und auch Wäschereien haben sich, laut Ponto, bereits gemeldet.
Nachdem im Juli ein Hilferuf einer Klinik für lungenkranke Kinder in der Stadt Lyssychansk im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine den Verein erreichte, wurde auch dorthin ein Hilfskonvoi organisiert. Ponto äußert sich erschüttert: „Kinder mit schwerer Bronchitis, Tuberkulose und Mucoviszidose, die aus einer zerbombten Stadt fliehen mussten und nichts mitnehmen durften, lagen hier auf alten provisorischen Betten in heruntergekommenen Zimmern.“ Die Rennsteig-Klinik in Tabarz in Thüringen spendete hierfür 40 Krankenbetten, Matratzen, Lattenroste, Nachtkästchen, Schränke und mehr.
Vier Tage lang habe man gebraucht, um das Material zu verpacken und auf einen Sattelzug zu laden. Der Konvoi ist zuerst von Deutschland nach Lviv gefahren. Ponto begleitete den Transport – auch um zu sehen, wohin und an wen die Spenden der Menschen gehen und um sich selbst vor Ort ein Bild zu machen. Von Lviv begann schließlich die 28-stündige Reise in den Osten der Ukraine, ins Kampfgebiet. Nicht ungefährlich, wie der Verein in seinem Tagebuch festhält: „Unsere Fahrer stecken im Kampfgebiet fest, da neue schwere Gefechte im Gange sind. Wir sind bei einer sehr guten Freundin und Unterstützerin untergekommen und sicher.“ Eine einprägsame Zeit für den Wangener: „Wohl eine der emotionalsten Erfahrungen meines Lebens. Aber auch eine Bestätigung dafür, dass wir das Richtige am richtigen Ort für diese Kinder tun.“
Das dritte aktuelle Projekt des Vereins ist eine Kinderklinik für Augenkrankheiten in Lviv. Außerdem stelle der Verein auch Kontakte zwischen medizinischen Institutionen, Wirtschaftsunternehmen und Universitäten in Deutschland und der Ukraine her. „Das ermöglicht Ärzten und jungen Ingenieuren den Austausch mit ihren Kollegen, sowie die Möglichkeit von Praktika zur Weiterbildung,“ erläutert Ponto.
Krankenhaus-Station soll als Nächstes renoviert werden
Am Freitag vergangener Woche hat sich der jüngste Transport auf den Weg gemacht. Um die Logistik zu bewerkstelligen, stellen Privatpersonen und mit den Vereinsmitgliedern befreundete Ukrainer Fahrzeuge und Personal. Die Kontakte reichen, so der Vorstandsvorsitzende, bis zur medizinischen Fakultät der Uni Harvard in den USA und anderen Ländern, in denen Ukrainer leben und arbeiten. Doch Ponto betont, dass sie weiterhin auf Spenden von den Kliniken angewiesen seien, aber auch auf finanzielle Mittel, „denn verschiedene Dinge müssen wir auch kaufen, um sie dann in die Ukraine zu liefern.“
Als nächstes soll die Station mit den Kindern mit schwersten Verbrennungen in Lviv renoviert werden, wofür rund 10 000 Euro benötigt werden. Eine direkte finanzielle Hilfe an die Krankenhäuser oder an Personen in der Ukraine erfolge jedoch nicht. Der Verein unterstütze die Projekte ausschließlich mit Material, das die Krankenhäuser beim Verein bestellen. „So bekommt jedes Projekt auch nur genau das, was es für die jeweiligen Kinder benötigt“, erklärt Ponto.
Weitere Informationen über die Projekte des Vereins findet man unter www.hope-children.help und auf der Facebook-Seite des Vereins.